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Kölner Bürgerzentrum: Kirchenkritik nicht erwünscht

Zugemauerte Tür

Foto: Michal Zacharzewski

Das Kölner Bürgerzentrum Alte Feuerwache (BAF) möchte in seinen Räumen keine kirchenkritischen Veranstaltungen zulassen. Deshalb wurde die Vermietung eines Raumes für die Release-Party des Kirchenhasser-Breviers zunächst abgelehnt. Eine kirchenkritische Veranstaltung der Organisation IBKA mit Carsten Frerk am 17. April 2010 sei im BAF nur versehentlich zugelassen worden, sagte die BAF-Verantwortliche Anne Grose dem Autor Ulli Schauen – nur unter Hinweis auf den Frerk-Vortrag wurde auch seine Buchvorstellung genehmigt. Doch der Veranstalter verzichtete, und schickte am 15. April dem Bürgerzentrum folgende Protestmail:

betreff: Kirchenhasserbrevier im BAF – Nein Danke
15. April 2010
An Frau Anne Grose,
Bürgerzentrum Alte Feuerwache Köln (BAF)
per Mail

Sehr geehrte Frau Grose,

gestern haben Sie mir telefonisch mitgeteilt, dass die in Ihrem „Offenen
Treff“ geplante Release-Party und Buchvorstellung meines
„Kirchenhasserbrevier“ nicht im BAF stattfinden kann. Das Bürgerzentrum
Alte Feuerwache (BAF) wolle weder religiöse noch kirchliche noch
antikirchliche Veranstaltungen in seinem Hause haben, so Ihre Aussage.

Ich habe Sie dann darauf hingewiesen, dass einige Tage vor der geplanten
Buchvorstellung der Internationale Bund der Konfessionslosen und
Atheisten im BAF am Samstag, 17. April 2010, eine kirchenkritische
Veranstaltung mit dem Autor Carsten Frerk durchführt, mit dem Titel „Den
Seinen gibt’s der Herr vom Staat“. Siehe http://www.ibka.org/node/967

Diese Veranstaltung hätte im BAF nicht zugelassen werden dürfen, sagten
Sie mir dann. Da sei ein Versehen passiert. Nur wegen dieses Versehens
wollten Sie dann auch meine Veranstaltung in Ihre Räume lassen.

Nun ist es mir aber als Gastgeber einer Veranstaltung lieber, auch
selbst gern gesehener Gast am Veranstaltungsort zu sein. Nur
ausnahmsweise geduldet zu werden, weil die Raumvermieter nach eigener
Auffassung einen Fehler gemacht haben – da kommt keine Partylaune auf.
Ich sage Ihnen deshalb hiermit ab. Sie können an diesem Abend
anderweitig über den „Offenen Treff“ verfügen.

Der Vorgang hat aber auch eine allgemeine zivilgesellschaftliche
Bedeutung, und ich werde ihn deshalb öffentlich machen.

Ich halte es für sehr bedenklich, wenn ein Bürgerzentrum grundsätzlich
keine kirchenkritischen Veranstaltungen in seinen Räumen dulden will. Wo
sonst sollten diese stattfinden als im selbst organisierten Raum der
Bürgergesellschaft? Nur in Kneipen und anderen kommerziellen Räumen? Die
Kirchen selbst verfügen über eine große Zahl von Veranstaltungsräumen;
die sind nicht auf Bürgerzentren angewiesen.

Ihre Grundsätze in Sachen Religions- und Kirchenkritik widersprechen
zudem den Zielen der Alten Feuerwache.

Sie haben nach Ihrer Selbstdarstellung den Anspruch, zu „kritischer
Auseinandersetzung“ anzuregen, und „zentraler Treffpunkt“ zu sein für
eine „Vielzahl parteiunabhängiger politischer und kultureller Gruppen“,
die „alternative Konzepte“ erarbeiten und nach „draußen“ tragen.

Ich finde, mein Buch mit seinen Recherchen zur kritikwürdigen
gesellschaftlichen Rolle der Kirchen in Deutschland passt exzellent zu
diesen Ansprüchen. Die Ziele des selbsverwalteten BAF verlieren an Wert,
wenn sie ausgerechnet vor kirchlichen Themen halt machen und Kirchen-
und Religionskritik ausklammern.

Seien Sie versichert, dass meine Absage nichts mit den Kosten der
Raummiete zu tun hat – das soeben gefundene Ausweichquartier für die
Buch-Releaseparty nimmt für die Veranstaltung Gebühren in ähnlicher Höhe
wie Sie.

beste Grüße
Ulli Schauen