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Fellatio auf offenem Podium: Kirchentreffen im WDR

Salvator-Kirche, 31. Juli, der Bischof Franz-Josef Overbeck und der rheinische Präses Nikolaus Schneider spenden den Abschlusssegen bei der Trauerfeier (Stillfoto aus ARD-Übertragung)

Salvator-Kirche, 31. Juli, der Bischof Franz-Josef Overbeck und der rheinische Präses Nikolaus Schneider spenden den Abschlusssegen bei der Trauerfeier (Stillfoto aus ARD-Übertragung)

„Wie informiert man seriös über eine Massenpanik wie nach der Love-Parade in Duisburg oder nach Anschlag und Absturz, Flut und Dürre? Unter welchem Druck stehen Redakteure und Kameraleute, die die besten Bilder gleich als Erste liefern sollen und zugleich Opfer und Angehörige in ihrer in ihrer Würde schützen wollen? Und wer liefert dann Orientierung? Können die Medien denen Trost spenden, die sie zuvor betroffen gemacht haben?“ Weiterlesen

kath.net oder die Wahrheit

Die österreichische konservativ-katholische Website kath.net hat heute (1. Oktober 2010) eine „Richtigstellung“ ihres Schmähartikels vom 1. September veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine eigenmächtig (entgegen den österreichischen Pressegesetzen) veränderte Gegendarstellung, die ihr der Autor des „Kirchenhasser-Brevier“, Ulli Schauen, der Website geschickt hat. Zwar zeigt der Artikel, wenn man genau liest, dass kath.net wahrheitswidrig berichtet hat. Die katholischen Christenmenschen ziehen es aber vor, dies so zu verändern, dass ihre User bei ihrem Glauben bleiben können. Sie brechen in dem Moment das Zitat ab, als der Autor seine Auffassung ausführt. Nämlich, dass die Doppelfunktion von Priestern als Lehrer und Seelsorger („Hirten“) in katholischen Institutionen Gewalt begünstigt.

Der Originaltext der Gegendarstellung steht hier. Ulli Schauen an kath.net:

„Begehren auf Gegendarstellung

Mit Datum vom 1. September 2010 veröffentlichen Sie auf Ihrer Website kath.net einen Text von Bernhard Speringer unter der Überschrift „Sind Sie katholisch?. Ignoranz, Dummheit oder bewusste Diffamierung des Papstes und der Kirche? Kürzlich hat der Autor Ulli Schauen ein Buch mit dem Titel „Das Kirchenhasser-Brevier“ vorgelegt“. Unter Bezug auf die ZDF-Talksendung „Markus Lanz“ vom 26. August 2010 steht dort unter anderem Folgendes zu lesen:

„Wie aber interpretiert der „Kirchenhasser“ Schauen – er bezeichnet sich auf seiner Website selbst so – diese Worte? Er sieht darin eine „Aufforderung des Papstes an die Priester, die Prügelstrafe zu gebrauchen.“

Dieses Zitat ist unrichtig. Ich habe eine solche Äußerung nicht abgegeben.

Weiter heißt es:

„Auf die Frage von Bischof Laun, der ebenfalls an der Diskussion teilnahm, ob er das wirklich ernst meine, sagte Schauen, dass der Papst das natürlich nicht explizit gesagt hat, aber jeder wüsste ja, was damit gemeint ist…“

Diesen Dialog hat es nicht gegeben. Richtig ist stattdessen: In der betreffenden Sendung habe ich auf die Nachfrage des Moderators Markus Lanz gesagt, dass der Gebrauch des Stockes im übertragenen Sinne gemeint ist und dass die Überhöhung der Rolle des Priesters Gewalt in Abhängigkeitssituationen begünstigt.

(Unterschrift: Ulli Schauen)

Die Gegendarstellung ging auch an das Schweizerische Katholische Sonntagsblatt. Dessen Chefredaktor und Herausgeber Josef Schmid hat sich – entgegen den Schweizerischen Gesetzen – bisher nicht gerührt.

Der kath.net-Artikel vom 1. Oktober

Der kath.net-Artikel vom 1. September

Kirchenhasser.de dazu am 2. September

Die Sendung Markus Lanz vom 26. August 2010


Kirchenhasser und -Liebhaber im ZDF

Markus Lanz

Markus Lanz (Foto:ZDF)

Am Donnerstag, 26. August 2010, ist Kirche ein Thema in der einstündigen ZDF-Talksendung „Markus Lanz“ (Die Sendung wurde von Mittwoch auf Donnerstag verschoben). Über „Kirche – Fluch oder Segen?“ sprechen dort miteinander Bischof Andreas Laun und „Kirchenhasser“ Ulli Schauen. Berührungspunkte mit der Thematik haben auch die beiden anderen Gäste, Desiree Nick und Katharina Saalfrank. Ab 23.00 Uhr sind im ZDF zu sehen und zu hören:

Die Sendung ist ab Freitag auch online in der ZDF-“Mediathek“ zu sehen.
Ankündigungstext der Redaktion von Markus Lanz auf ZDF.de

Rücktritt aus Hochmut (2): Maria Jepsen

Maria Jepsen, Foto: Pittkowski / Nordelbische KircheEs ist fast drei Wochen her, aber die Rücktrittsbegründung der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen geht mir nicht aus dem Kopf: „“Meine Glaubwürdigkeit wird angezweifelt. Von daher sehe ich mich nicht in der Lage, die frohe Botschaft so weiterzusagen, wie ich es bei meiner Ordination und bei meiner Bischofseinführung vor Gott und der Gemeinde versprochen habe.“ Lassen wir mal dahin gestellt, ob sie wirklich vor elf Jahren Missbrauchsfälle in ihrer eigenen Kirche nicht nachdrücklich genug verfolgt hat. Da steht Aussage (allerdings eine eidesstattliche Erklärung) gegen Aussage. Es wäre auch in der evangelischen Kirche nicht das erste  und einzige Mal, dass zugunsten der weißen Weste der Organisation ein Skandal unter den Tepich gekehrt wird. Und glaubwürdig möchten wir alle sein, wenn wir sprechen. Aber warum ist der reine Zweifel an der Glaubwürdigkeit einer Bischöfin schon so ein Makel, dass sie sich zum Rücktritt entschließt? Und warum sagt sie nicht: Kann sein, dass ich versagt habe – und damit kann ich in diesem Amt nicht weiter arbeiten?

Die Antwort: Es geht um den Hochmut einer Kirche, die selbst Makellosigkeit und Reinheit nicht nur anstrebt, sondern von sich selbst behauptet. Diese Institution predigt zwar anderen: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“.  Das aber ist ein Lippenbekenntnis. Sich selbst sehen diese pharisäischen Führungspersönlichkeiten anders. Ich bin (und sei es Dank der Gnade etc. pp.) mehr oder weniger ohne Sünde, oder wenigstens: auf dem Pfad der Rechtfertigung durch den Glauben beschäftige mich ständig mit meiner Schuld, sagen sie sich. Und weil das so ist, erlauben sie sich selbst, „Steine zu werfen“. Zu mahnen, zu predigen – und dabei mit Selbstzweifeln allenfalls zu kokettieren. Solche Pharisäer können mit dem Makel des Versagensverdachtes nicht weiter arbeiten. Deshalb hat Maria Jepsens Rücktritt etwas außerordentlich Hochmütiges an sich.

Noch im Abtreten wirft sie den nächsten Stein. Sie flicht in ein Psalmzitat eine Anklage ein. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“ – an diesem Psalmvers, meinem Konfirmationsspruch, orientiere ich mich, trotz der Äußerungen in den Medien, die mir Schlimmes unterstellen.“ Soso, die Medien sind es wieder einmal. Köhler, Mixa, Käßmann, Jepsen – immer sind die Medien verantwortlich, und nicht das mögliche Fehlverhalten, über das sie berichten. Es ist verwunderlich: Zur Mimose wird hier eine Frau, die tough genug war, sich als erste lutherische Bischöfin der Welt durchzusetzen – und das in Hamburg, wo es bis 1979 gedauert hat, dass die weiblichen Pastorinnen wirklich gleichberechtigt arbeiten durften (s. Kirchenhasser-Brevier, Seite 248).

Da möchte man meinen,  die Vorwürfe sind berechtigt,und die tönerne Rücktrittsbegründung bloß vorgeschoben.