Die Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Freiburg hat an diesem Wochenende einen Wischi-Waschi-Beschluss zum Verhältnis von Kirche und Staat gefasst. Einen Beschluss, der keinem weh tut. Damit machten die Delegierten eine Kurve um zwei konkurrierende Beschlussvorlagen, mit denen sich die Partei konkret in Position gesetzt hätte. Weiterlesen
Und er regt sich doch (ein bisschen)
Und er regt sich doch:
Der Papst hat sich aufgerafft und für „begründete Einzelfälle“ den Gebrauch von Kondomen als sinnvoll angesehen – als ersten „Schritt zu einer Moralisierung“.
Benedikt XVI. erkennt sogar ein kleines bisschen die Realität an: Sein Beispiel für einen „begründeten Einzelfall“ des Kondomgebrauchs ist ein „Prostituierter“.
Von den Rändern dessen, was für einen Papst überhaupt denkbar ist (denn homosexuelle Aktivitäten sind eigentlich undenkbar, zumal für Geld …), nähert er sich laaaangsaaaam dem, was in der Welt ohne Kirche so alles geschieht. Wenn schon Verkehr ohne Männern, dann soll wenigstens noch ein kleines dünnes Latex-Häutchen zwischen den beiden bleiben. Besser als garnichts. Sei’s drum: Bravo, Joseph Ratzinger, weiter so!
Auch wenn Ratzinger eigentlich damit sagen will, die beiden Männer sollten es lieber ganz sein lassen.
Rigide im bisherigen Dogmensystem bleibt der deutsche Papst jedoch beim Thema Frauen. Nein, die können keine Priester werden, betont er weiter. Schließlich waren die 12 Apostel ja auch alle Männer.
Muss man das noch kommentieren? Die Buchreligion nimmt die gesellschaftlichen Verhältnisse im Nahen Osten vor 2000 Jahren als Vorbild für die heutige Welt und die heutige Kirche. Schlapp ist das.
Fellatio auf offenem Podium: Kirchentreffen im WDR
„Wie informiert man seriös über eine Massenpanik wie nach der Love-Parade in Duisburg oder nach Anschlag und Absturz, Flut und Dürre? Unter welchem Druck stehen Redakteure und Kameraleute, die die besten Bilder gleich als Erste liefern sollen und zugleich Opfer und Angehörige in ihrer in ihrer Würde schützen wollen? Und wer liefert dann Orientierung? Können die Medien denen Trost spenden, die sie zuvor betroffen gemacht haben?“ Weiterlesen
Christian Wulff: Da fehlt doch was!
Lieber Herr Bundespräsident, danke für Ihre Rede zum Jubiläum der deutschen Einheit am 3. Oktober 2010. Ich freue mich, dass mit der sie für ein Land der kulturellen Vielfalt eintreten. (= multikulti) Doch so manche Kultur haben Sie dabei wohl nicht im Blick. Weiterlesen
kath.net oder die Wahrheit
Die österreichische konservativ-katholische Website kath.net hat heute (1. Oktober 2010) eine „Richtigstellung“ ihres Schmähartikels vom 1. September veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine eigenmächtig (entgegen den österreichischen Pressegesetzen) veränderte Gegendarstellung, die ihr der Autor des „Kirchenhasser-Brevier“, Ulli Schauen, der Website geschickt hat. Zwar zeigt der Artikel, wenn man genau liest, dass kath.net wahrheitswidrig berichtet hat. Die katholischen Christenmenschen ziehen es aber vor, dies so zu verändern, dass ihre User bei ihrem Glauben bleiben können. Sie brechen in dem Moment das Zitat ab, als der Autor seine Auffassung ausführt. Nämlich, dass die Doppelfunktion von Priestern als Lehrer und Seelsorger („Hirten“) in katholischen Institutionen Gewalt begünstigt.
Der Originaltext der Gegendarstellung steht hier. Ulli Schauen an kath.net:
„Begehren auf Gegendarstellung
Mit Datum vom 1. September 2010 veröffentlichen Sie auf Ihrer Website kath.net einen Text von Bernhard Speringer unter der Überschrift „Sind Sie katholisch?. Ignoranz, Dummheit oder bewusste Diffamierung des Papstes und der Kirche? Kürzlich hat der Autor Ulli Schauen ein Buch mit dem Titel „Das Kirchenhasser-Brevier“ vorgelegt“. Unter Bezug auf die ZDF-Talksendung „Markus Lanz“ vom 26. August 2010 steht dort unter anderem Folgendes zu lesen:
„Wie aber interpretiert der „Kirchenhasser“ Schauen – er bezeichnet sich auf seiner Website selbst so – diese Worte? Er sieht darin eine „Aufforderung des Papstes an die Priester, die Prügelstrafe zu gebrauchen.“
Dieses Zitat ist unrichtig. Ich habe eine solche Äußerung nicht abgegeben.
Weiter heißt es:
„Auf die Frage von Bischof Laun, der ebenfalls an der Diskussion teilnahm, ob er das wirklich ernst meine, sagte Schauen, dass der Papst das natürlich nicht explizit gesagt hat, aber jeder wüsste ja, was damit gemeint ist…“
Diesen Dialog hat es nicht gegeben. Richtig ist stattdessen: In der betreffenden Sendung habe ich auf die Nachfrage des Moderators Markus Lanz gesagt, dass der Gebrauch des Stockes im übertragenen Sinne gemeint ist und dass die Überhöhung der Rolle des Priesters Gewalt in Abhängigkeitssituationen begünstigt.
(Unterschrift: Ulli Schauen)
Die Gegendarstellung ging auch an das Schweizerische Katholische Sonntagsblatt. Dessen Chefredaktor und Herausgeber Josef Schmid hat sich – entgegen den Schweizerischen Gesetzen – bisher nicht gerührt.
Der kath.net-Artikel vom 1. Oktober
Der kath.net-Artikel vom 1. September
Kirchenhasser.de dazu am 2. September
Die Sendung Markus Lanz vom 26. August 2010
Wie B.B. King dem Gospel Byebye sagte
Der Geiz von Christenmenschen hat auch mal segensreiche Wirkung. Die zugeknöpften Christen-Portemonaies brachten B.B. King (geb. 1925) dazu, sich auf den Blues zu konzentrieren und bescherten damit der Menschheit einen der besten Bluesgitarristen. Das kam so: Als Junge sang B.B. King in einem Gospelchor. Als junger Mann verdiente er in den 1940er Jahren nach der Farmarbeit in Mississippi samstags ein Zubrot als Straßenmusiker. Um seinen Umsatz zu steigern, postierte er sich an einer Straßenecke, wo auf der einen Seite weiße Passanten und auf der anderen schwarze vorbei gingen – es war zur Zeit der „Rassentrennung“ in den US-Südstaaten. Das Publikum durfte sich auch mal wünschen, was er spielen sollte, erzählt King. „Die, die Gospel hören wollten, applaudierten anschließend, klopften mir auf die Schulter und meinten: ‚Junge, das war nett, du wirst eines Tages richtig gut werden.‘ Aber sie waren nichts in den Hut, der vor mir lag.
Aber diejenigen, die Blues hören wollten,taten was hinein. Und jetzt wissen Sie, warum ich Bluessänger bin.“
(Quelle: Radiofeature von Petra Müller zu B.B. Kings 85.Geburtstag: „The Thrill is gone?“, WDR 5, 16.9.2010)
Katholisches Arbeitsrecht verstößt gegen Menschenrechte
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat heute eine Selbstverständlichkeit gerichtlich festgestellt, die in Deutschland leider juristisch nicht selbstverständlich ist. Die Einmischung der katholischen Kirche in das Privatleben ihrer Beschäftigten geht zu weit und verletzt die Menschenrechte. Der Essener Organist Bernhard Schüth wurde 1998 zu Unrecht von der St. Lambertus Kirchengemeinde Essen entlassen. Entlassungsgrund für die Katholiken war, dass Schüth nach einer gescheiterten Ehe mit seiner neuen Partnerin ein Kind gezeugt hatte. Erst nach einer seit 1998 dauernden Odyssee durch alle deutschen Gerichtsinstanzen bis hin zum Bundesverfassungsgericht hat Schüth vor dem EGMR endlich gewonnen. In seinem Urteil wertete das Europäische Gericht die Entlassung als unzulässige Einmischung in das Privat- und Familienleben Schüths, die gegen Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskommission verstößt. Es rügte die deutschen obersten Arbeitsgerichte, die gebetsmühlenhaft die Argumentation der Kirche übernommen hatten, dass ein geschiedener und neu gebundener Organist – der nach dem Kirchenrecht Ehebruch und Bigamie begangen hat – den Verkündigungsauftrag der Kirche unglaubwürdig machen würde.
Das Straßburger Gericht nahm hingegen nicht das kirchliche Recht, sondern das aus dem „Naturrecht“ hergeleitete Menschenrecht zum Maßstab (das „Naturrecht“ übrigens, das auch immer wieder von Papst Benedikt ins Feld geführt wird) und verpasste dem deutschen Staat eine Ohrfeige, der den Kirchen über jedes vernünftige Maß hinaus Sonderrechte einräumt.
Die Bedeutung des Gerichtsurteils ist enorm. Denn wenn schon ein Organist sich nicht so stark nach den Loyalitätsregeln der Kirche richten muss, so dürfte dies besonders für Beschäftigte in den Krankenhäusern, Kindergärten und Altenheimen gelten. Der Professor Wolfgang Rüfner, Direktor des Instituts für Staatskirchenrecht der deutschen Diözesen sagte dem Kölner Domradio, das Urteil sei „wahrscheinlich … ein erheblicher Einschnitt für die katholische Kirche“. Schüth habe erheblich gegen die Loyalitätsrichtlinie der Kirche verstoßen, die sie für ihre Arbeitsverhältnisse aufgestellt hat.
Die Schilderung des Falls offenbart nebenbei den alltäglichen Druck, der auf kirchlich Beschäftigten lastet – und die unerträgliche Geheimnistuerei, denen sie in ihrem Privatleben ausgesetzt sind. Denn es waren Schüths Kinder aus erster Ehe, die ungewollt die Kündigung in Gang setzten. Sie plauderten im Kindergarten aus, dass ein neues Geschwisterchen zu erwarten war, aus der Beziehung des Organisten und seiner neuen Partnerin.
„… Im Gegensatz dazu merkte der Gerichtshof im Fall Schüth an, dass sich das Landesarbeitsgericht darauf beschränkt hatte festzustellen, dass er als Organist und Chorleiter zwar nicht in die Gruppe derjenigen Mitarbeiter fiel, deren Kündigung im Falle schweren Fehlverhaltens zwangsläufig war, etwa derjenigen in seelsorgerischen und klerikalen Berufen sowie in leitenden Positionen, aber dass seine Tätigkeit dennoch so eng mit der Mission der Katholischen Kirche verbunden war, dass sie ihn nicht weiter beschäftigen konnte, ohne jegliche Glaubwürdigkeit zu verlieren. Das Landesarbeitsgericht hatte dieses Argument nicht weiter ausgeführt, sondern schien lediglich die Meinung des kirchlichen Arbeitgebers in dieser Frage wiedergegeben zu haben.
Zudem hatten die Arbeitsgerichte das de facto-Familienleben Herrn Schüths oder dessen Schutz nicht einmal erwähnt. Die Interessen des kirchlichen Arbeitgebers waren folglich nicht gegen Herrn Schüths Recht auf Achtung seines Privat- und Familienlebens abgewogen worden, sondern lediglich gegen sein Interesse, seinen Arbeitsplatz zu behalten. Eine gründlichere Prüfung wäre bei der Abwägung der konkurrierenden Rechte und Interessen angemessen gewesen.
Zwar erkannte der Gerichtshof an, dass Herr Schüth, indem er seinen Arbeitsvertrag unterzeichnet hatte, gegenüber der Katholischen Kirche eine Loyalitätsverpflichtung eingegangen war, die sein Recht auf Achtung des Privatlebens in gewissem Maße einschränkte. Seine Unterzeichnung des Vertrages konnte aber nicht als eindeutiges Versprechen verstanden werden, im Fall einer Trennung oder Scheidung ein enthaltsames Leben zu führen. Die deutschen Arbeitsgerichte hatten kaum berücksichtigt, dass es keine Medienberichterstattung über seinen Fall gegeben hatte und dass er, nach 14 Jahren im Dienst der Gemeinde, die Position der Katholischen Kirche offenbar nicht angefochten hatte.
Die Tatsache, dass ein von einem kirchlichen Arbeitgeber gekündigter Mitarbeiter nur begrenzte Möglichkeiten hatte, eine neue Stelle zu finden, war nach Auffassung des Gerichtshofs von besonderer Bedeutung. Dies galt besonders, wenn der gekündigte Arbeitnehmer eine spezifische Qualifikation hatte, die es ihm schwierig oder gar unmöglich machte, eine neue Arbeit außerhalb der Kirche zu finden, wie im Fall von Herrn Schüth, der nunmehr einer Teilzeitbeschäftigung in einer evangelischen Gemeinde nachging. In diesem Zusammenhang merkte der Gerichtshof an, dass die Vorschriften der Evangelischen Kirche für die Beschäftigung von Nichtmitgliedern der Kirche vorsahen, dass diese nur in Ausnahmefällen und nur im Rahmen einer Zusatzbeschäftigung angestellt werden konnten.
Der Gerichtshof befand, dass die Abwägung der deutschen Arbeitsgerichte zwischen den Rechten Herrn Schüths und denen des kirchlichen Arbeitgebers nicht in Übereinstimmung mit der Konvention vorgenommen worden war.“
Schüth fordert über 350.000 Euro Schadensersatz für den Verlust seines Arbeitsplatzes. Darüber will das Gericht in einigen Monaten entscheiden.
Ihr Mitglied Bernhard Schüth hat die katholische Kirche schon längst verloren. Er arbeitet als Kantor bei der evangelischen Kirchengemeinde in Essen-Überruhr.
Am selben Tag hat der EGMR einen weiteren Fall entschieden, diesmal zugunsten der Mormonenkirche und gegen einen anderen Gekündigten. Die Entlassung des „Direktors Öffentlichkeitsarbeit für Europa“ der Mormonenkirche wegen einer außerehelichen Beziehung im Jahr 1994 war rechtens, weil der Betroffene, Michael Obst, in einer heraus gehobenen Position arbeitet. Die Einzelheiten dieses Falles offenbaren ebenfalls die Perfidie so mancher brüderlichen „Seelsorge“, die in Mobbing und Druckausübung münden kann. Obst hatte sich an seinen zuständigen „Seelsorger“ gewandt und ihn um Rat gefragt, weil es mit seiner Ehe „bergab ging“ und er ein neues Verhältnis angefangen hatte. Dieser „Seelsorger“ riet ihm, seinen Vorgesetzten zu informieren – und der sprach sogleich die Kündigung aus.
Kleine Dogmengeschichte für Kirchenkritiker
Wie könnte es anders sein: Das, was die Kirchenanhänger bitteschön glauben sollen, ist nicht vom Himmel gefallen. Die theologische Wahrheit – sie ist nicht göttlich, sondern sehr relativ und gebunden an die Zeitläufte. Sie wurde von Kirchenfunktionären in langen Konferenzen beschlossen. Die „Dreifaltigkeit“ Gottes (Vater, Sohn und Heiliger Geist) währt noch nicht ewig, sondern „erst“ seit 325 nach Christus. Und Maria ist für die Katholiken erst seit dem 19. Jahrhundert eine Erlöserin. Eine kleine Aufstellung von Kirchenhasser.de über das, was die christlichen Kirchen für wahr erklären, manchmal aus philosphisch-theologischen Erwägungen, manchmal auch als Ergebnis von Machtkämpfen.
325 Die Trinitätslehre wird beschlossen. Gott ist kirchenoffiziell nun Vater, Sohn und Heiliger Geist gleichzeitig. Bis heute versteht das keiner, aber nach Meinung von Forschern ging es wohl eher darum, dass die eine Fraktion in der christlichen Kirche auch in Glaubensfragen über die andere siegen musste. Denn gleichzeitig wird auf dem Konzil von Nicäa die christliche Kirche zur Staatskirche
418 und danach: Die Konzile von 418, 431 und 529 beschließen die Sünde der Menschen und Gnade Gottes. Sie stärken außerdem die Macht des römischen Bischofs, der nur der Legende nach ein Nachfolger des Apostels Petrus ist.
431 Maria wird zur Mutter Gottes (also nicht nur des Jesus) erklärt, durch das Konzil von Ephesus.
553 Marias jungfräuliche Empfängnis, beschlossen vom Konzil von Konstantinopel
590-604 Die Macht des Papstes festigt gegenüber anderen Bischöfen Papst Gregor I.
1139 Der Pflichtzölibat für den Klerus – beschlossen vom Laterankonzil, zuvor auch 1075 auf der „Fastensynode“ von Gregor VII. verkündet.
1215 Die Wandlung: Das Abendmahlsbrot ist TATSÄCHLICH als der Körper von Jesus anzusehen, und zwar seit dem vierten Laterankonzil
1439 Die sieben Sakramente. Das Konzil von Florenz legt fest, dass Gott durch die Kirche sieben heilige Sakramente spendet: Taufe, Firmung, Abendmahl, Buße, Salbung, Priesterweihe und Ehe.
1530 Der Mensch ist von Natur aus sündig. Die „Erbsünde“ findet die „Augsburger Konfession“ der lutherischen Protestanten wichtig, manche andere Dogmen werden hingegen verworfen: „Wir lehren, dass nach dem Fall Adams alle Menschen, die auf natürliche Weise geboren werden … Verdammnis und ewigen Tod über diejenigen bringt, die nicht durch Wasser und Geist wieder geboren werden.“ Die Confessio Augustana legt einen ganzen Reigen von Glaubenssätzen fest, unter anderem über den „gerechten Krieg“, die für die lutherischen Protestanten bis heute gelten sollen und bekräftigt manche von ihnen, indem sie Abweichler mit dem Fluch der Verdammnis bestraft („Anathema“)
1854 Die „unbefleckte Empfängnis“ Mariens zur Vermeidung ihrer Erbsünde ist dem Papst Pius IX so wichtig, dass er sie in einer „Bulle“, einem päpstlichen Schreiben für verbindlich erklärt – gegen den Rat der deutschen und österreichischen Bischöfe
1870 wird der Papst zum „wahren“ Stellvertreter ‚Christi‘
1870 Der Papst ist unfehlbar, so beschließt das erste vatikanische Konzil
1870 noch ein Beschluss: Maria ist „Miterlöserin“
1950 Maria ist mit ihrem Körper in den Himmel aufgenommen worden („leibliche Aufnahme“). Das legt Papst Pius XII. fest
Die unterschiedlichen Dogmen der verschiedenen protestantischen Kirchen (lutherisch, reformiert… ) werden hier nicht auseinander gedröselt. Stattdessen ein Zitat, das in schöner Weise verdeutlicht, wie Protestanten Gläubige klein und mit Hilfe von Gewissens-Kreisverkehren in Abhängigkeit halten können:
„Rechte Demut weiß nimmer, dass sie demütig ist; denn wo sie es wüsste, so würde sie hochmütig von dem Ansehen der selben schönen Tugend.“ (Martin Luther) Erwischt.
(Quellen:
Bernhard Lohse: Epochen der Dogmengeschichte, 5. Aufl., Berlin 1983
Norbert Scholl: Die großen Themen des christlichen Glaubens. Darmstadt 2002
Martin Schuck: Basiswissen evangelisch – katholisch. Gütersloh 2001)
Wann der Klerus lügt
Wenn es um die Verteidigung der Institution Kirche und des Papstes geht, ist sich der katholische Klerus offensichtlich manchmal keine Lüge zu schade. Besonderes, wenn es gegen Kirchenkritiker geht, nehmen sie es anscheinend mit dem achten Gebot nicht mehr so genau und geben gerne mal „falsches Zeugnis“. So zum Beispiel Bernhard Speringer, Priester des „Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz“ aus der Nähe von Innsbruck. In einem auch auf www.kath.net wiedergegebenen Leitartikel für das Schweizerisch Katholische Sonntagsblatt legt er Ulli Schauen, dem Autor des Kirchenhasser-Brevier Worte in den Mund, die dieser nie gesagt hat – um anschließend auf den „Pseudojournalisten“ einzuprügeln. (Natürlich ist das mit dem Prügeln hier nur metaphorisch gemeint ;-).
Es geht um die Predigt von Papst Benedikt XYI zum Ende des Priesterjahres am 11. Juni 2010.In seiner Ansprache bittet der Papst lobenswerter weise um Vergebung für den Missbrauch in der Kirche. Andererseits macht er bezeichnenderweise nicht seine Kirche sondern letztlich den „bösen Feind“ – also den Satan – dafür verantwortlich, dass die Skandale ausgerechnet im Priesterjahr ans Tageslicht kamen. Indirekt sind also die Überbringer der schlechten Nachrichten dem „Reich des Bösen“ zuzurechnen. Joseph Ratzinger bekräftigt außerdem in seiner Ansprache die Hirtenrolle der Bischöfe und Priester und fordert sie ausdrücklich auf: „Auch die Kirche muss den Stock des Hirten gebrauchen, mit dem sie den Glauben schützt gegen die Verfälscher, gegen die Führungen, die Verführungen sind. Gerade der Gebrauch des Stockes kann ein Dienst der Liebe sein.“
Ich habe in der ZDF-Talksendung „Markus Lanz“ am 26. August 2010 anhand dieser Stockmetapher darauf hin gewiesen, dass die religiöse Überhöhung der Rolle der „Hirten“ in der katholischen Kirche problematisch ist und Missbrauch begünstigt. Wer andere als blökende Schafsköpfe, sich selbst hingegen in der besserwissenden Hirtenrolle und als Vertreter von Gottes Weisheit sieht, der bringt seine Schäfchen leichter in Abhängigkeit – das System begünstigt auf diese Weise Missbrauch. Die doppelte Abhängigkeit kann in Institutionen wie Heimen und Internaten schlimme Folgen haben.
Auf so eine Aussage lässt sich wohl schlechter einschlagen als auf das, was der Kreuzordenspater Speringer daraus macht: Ulli Schauen, schreibt er, habe in der Rede des Papstes „die Aufforderung des Papstes an die Priester“ gesehen, „die Prügelstrafe zu gebrauchen“. Mitnichten. Dann flicht Speringer noch eine Zwischenfrage seines geistigen Bruders, des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun ein, die dieser gar nicht gestellt hat sowie eine Antwort, die ich darauf nicht gegeben habe. Dies deutet darauf hin, dass Laun ihm von der Diskussion aus dem Gedächtnis falsch berichtet hat – nehmen wir das zu Gunsten der beiden geistlichen Herren einmal an. Dummerweise nur für Speringer lässt sich im Internetzeitalter ein solcher Leitartikel leicht als fälscherische Unwahrheit entlarven. Niemand braucht das Gegenteil einfach nur behaupten. Es steht alles online: Speringers Artikel, ein Videoausschnitt der Sendung mit dem betreffenden Dialog sowie auch die Predigt des Papstes zum Abschluss des Priesterjahres am 11. Juni auf dem Petersplatz in Rom. Deshalb hier die betreffenden Zitate und die dazu gehörenden Links.
Bernhard Speringer, ORC laut Kath.net im Schweizerisch Katholischen Sonntagsblatt am 1. 9.2010:
„Wie aber interpretiert der „Kirchenhasser“ Schauen – er bezeichnet sich auf seiner Website selbst so – diese Worte (des Papstes)? Er sieht darin eine „Aufforderung des Papstes an die Priester, die Prügelstrafe zu gebrauchen.“ Auf die Frage von Bischof Laun, der ebenfalls an der Diskussion teilnahm, ob er das wirklich ernst meine, sagte Schauen, dass der Papst das natürlich nicht explizit gesagt hat, aber jeder wüsste ja, was damit gemeint ist…
ZDF-Sendung „Markus Lanz“ vom 26. August 2010:
Lanz: „Herr Schauen, Sie sagen, der Papst hat sich, wenn es jetzt um die Missbrauchsfälle der letzten Zeit geht, nicht entschuldigt, er hat um Vergebung gebeten. Ich meine, das so verstanden zu haben, dass das auch die Opferseite ausdrücklich wünscht, dass man um Vergebung bittet, weil das Dinge sind, für die man sich nicht entschuldigen kann. Weil sie unentschuldbar sind. Sie sagen, der Papst hat sich nicht entschuldigt.“
Schauen: „Nein, das werfe ich ihm nicht vor. Ich finde das gut, dass er um Vergebung gebeten hat, aber man muss diese Rede, die er gemacht hat, am 10. oder 11. Juni, mal ganz lesen, und das ist sehr interessant. Sie ist an Priester gerichtet, zum Ende des Priesterjahres. Die ist an Priester gerichtet und ihre Rolle. Und die werden ja immer Hirten genannt. Hirten – und das andere, das sind dann die Schafe, die nicht so immer Bescheid wissen. Die müssen von den Hirten geleitet werden, irgendwo hin, und die Hirten wissen Bescheid. Und dafür haben Sie dann einen Stab und einen Stock. Und in der gleichen Rede hat der Papst die Hirten aufgefordert, auch mal den Stock zu gebrauchen. Und das ist das Dilemma. Erst mal: Stock gebrauchen ist Missbrauch, auch wenn das jetzt im übertragenen Sinne gemeint ist, mal kurz an die Hinterbacken des Schafes, ja, aber es geht eben in Richtung Gewalt, und es zeigt dieses Höhergestellte der Priester, was eben in Abhängigkeit bringt, gerade in Institutionen wie Internaten, wo dann das Ganze irgendwo…
Lanz: „Sie unterstellen dem Papst tatsächlich die Aufforderung zur Prügelstrafe?“
Schauen: „Ich sage, das System wird der Papst auch …“
Lanz: „In einem metaphorischen Sinne, aber das macht es ja nicht besser.“
Schauen: „Ich sage, das kann dazu führen, ich sage, das begünstigt auch Gewalt. Und es begünstigt, und das sieht man ja auch an den ganzen Missbrauchsfällen, Gewalt, wenn da eine Überhöhung der Rolle eines Lehrers noch mal stattfindet, indem der auch noch Nonne – Lehrerin in dem Falle – oder Ordensbruder ist, und dann auch noch theologisch begründen kann, warum die Kinder jetzt da malträtiert werden müssen, und so war das 1950 bis 1990 …
(hier unterbricht Markus Lanz und leitet zu Bischof Laun über – Schauen kommt im Rest der Sendung nicht mehr zu Wort).
Papst Benedikt XVI: Aus der Predigt zum Ende des Priesterjahres am 11. Juni 2010 auf dem Petersplatz in Rom.
„Der Hirte braucht den Stock gegen die wilden Tiere, die in die Herde einbrechen möchten; gegen die Räuber, die sich ihre Beute suchen. Neben dem Stock steht der Stab, der Halt schenkt und schwierige Passagen zu durchschreiten hilft. Beides gehört auch zum Dienst der Kirche, zum Dienst des Priesters. Auch die Kirche muss den Stock des Hirten gebrauchen, mit dem sie den Glauben schützt gegen die Verfälscher, gegen die Führungen, die Verführungen sind. Gerade der Gebrauch des Stockes kann ein Dienst der Liebe sein. Heute sehen wir es, dass es keine Liebe ist, wenn ein für das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet wird. So ist es auch nicht Liebe, wenn man die Irrlehre, die Entstellung und Auflösung des Glaubens wuchern lässt, als ob wir den Glauben selbst erfänden. Als ob er nicht mehr Gottes Geschenk, die kostbare Perle wäre, die wir uns nicht nehmen lassen. Zugleich freilich muss der Stock immer wieder Stab des Hirten werden, der den Menschen hilft, auf schwierigen Wegen gehen zu können und dem Herrn nachzufolgen.“
… (an früherer Stelle:)
„Es war zu erwarten, daß dem bösen Feind dieses neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde, das er lieber aussterben sehen möchte, damit letztlich Gott aus der Welt hinausgedrängt wird. So ist es geschehen, daß gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden – vor allem der Mißbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, daß wir alles tun wollen, um solchen Mißbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen.“
Kirchenhasser und -Liebhaber im ZDF
Am Donnerstag, 26. August 2010, ist Kirche ein Thema in der einstündigen ZDF-Talksendung „Markus Lanz“ (Die Sendung wurde von Mittwoch auf Donnerstag verschoben). Über „Kirche – Fluch oder Segen?“ sprechen dort miteinander Bischof Andreas Laun und „Kirchenhasser“ Ulli Schauen. Berührungspunkte mit der Thematik haben auch die beiden anderen Gäste, Desiree Nick und Katharina Saalfrank. Ab 23.00 Uhr sind im ZDF zu sehen und zu hören:
- Andreas Laun, Weihbischof in Salzburg, der es für nicht abwegig hielte, wenn es Gott war, der die Loveparade gestraft hätte, weil sie „objektiv Sünde und eine Einladung zur Sünde“ sei.
- Desiree Nick, Kabarettistin, die früher mal Religion gelehrt hat
- Katharina Saalfrank, bekannt als rtl-“Supernanny“, eine Pfarrerstochter, die sich in Ihrem Elternhaus wohl gefühlt hat
- Ulli Schauen, Autor des Kirchenhasser-Breviers.
Die Sendung ist ab Freitag auch online in der ZDF-“Mediathek“ zu sehen.
Ankündigungstext der Redaktion von Markus Lanz auf ZDF.de
Profane Gründe (2): Die Immobilien
Lange hatten Maria J. und Niko S. mit ihren beiden Kindern nach einer neuen, erschwinglichen Bleibe gesucht. Und endlich ihr Traumhaus gefunden: erschwinglich, renovierungsbedürftig, mit eigenem Garten. Doch dann lud der örtliche Pfarrer das Paar zu einem intensiven Gespräch ein. Nur nach einer intensiven Befragung über ihre religiöse Einstellung durften die beiden das Haus kaufen – denn das Haus steht auf einem Kirchengrundstück, das die katholische Kirche an die Eltern der Verkäuferin vor knapp 60 Jahren verpachtet hat.
Das Paar schüttelt sich noch immer, wenn sie an das Gespräch zurück denken. Maria J. war immer noch in der katholischen Kirche – mehr aus Nachlässigkeit, denn aus Überzeugung. Vor der Austrittsstelle im Amtsgericht war die Wartezeit ihr einmal zu lang gewesen, wegen eines Termins konnte sie an dem Tag nicht so lange ausharren. Was für ein Glück – wäre kein Familienmitglied katholisch gewesen, hätte sie der Pfarrer wohl erst gar nicht zu einem Gespräch bestellt.
Besonders wichtig war dem Geistlichen die Frage, ob die Kinder denn der Kirche zugeführt wurden. Naja, auf eigenen Wunsch waren beide Kinder getauft worden. Uff, vielleicht genügte dem Pfarrer nun die Antwort, und der Weg zum Traumhaus war frei.
Nein, er wollte auch noch wissen, warum denn der Sohn evangelisch getauft war. Hm … Nun musste eine klitzekleine halbe Notlüge her. Ja, wissen Sie, der Vater, Niko S., ist evangelischer Pfarrerssohn (das ist er wirklich), und da konnte er doch nicht in eine katholische Taufe einwilligen. Das sah der Priester ein. Dass der Pfarrerssohn seit Jahrzehnten aus der evangelischen Kirche ausgetreten war, das musste man dem Katholiken ja nun nicht auf die Nase binden.
Endlich machte der Pfarrer also den Weg frei und gab eine „Einwilligung ohne Vollmacht“ zum Kauf der Hauses auf dem Kirchengrundstück und schickte die Unterlagen zur Bistumsverwaltung. Das Paar musste aber noch über drei Monate bangen und mehrmals beim Generalvikariat anrufen bis endlich eine „Einwilligung mit Vollmacht“ beim Notar einging. Da hatten sie der Verkäuferin des Hauses den gesamten Kaufpreis aber schon überweisen müssen. Wegen der lahmen Kirchenbürokratie wäre der ganze Finanzierungsplan gekippt, hätten die beiden nicht auf die mündliche Zusage der Katholikenverwaltung vertraut.
Nun sind Maria und Niko (nicht sehr) glückliche Erb-Pächter eines Grundstückes der katholischen Kirche.
Was lernen wir daraus?
1. Wir sind von Kirchengrundstücken umgeben, über die immer noch der Klerus das Sagen hat. Niemand weiß, wie umzingelt wir davon sind.
2. Die Macht, die das Eigentum verleiht, nutzt die Kirche schamlos aus.
3. Mit Realismus und Wahrhaftigkeit kommen ehrliche Menschen bei der Kirche nicht weit. Bigotterie und Doppelzüngigkeit sind besser.
In loser Folge stellt Kirchenhasser.de höchst profane Gründe vor, warum die christlichen Kirchen immer noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählen.
Rücktritt aus Hochmut (2): Maria Jepsen
Es ist fast drei Wochen her, aber die Rücktrittsbegründung der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen geht mir nicht aus dem Kopf: „“Meine Glaubwürdigkeit wird angezweifelt. Von daher sehe ich mich nicht in der Lage, die frohe Botschaft so weiterzusagen, wie ich es bei meiner Ordination und bei meiner Bischofseinführung vor Gott und der Gemeinde versprochen habe.“ Lassen wir mal dahin gestellt, ob sie wirklich vor elf Jahren Missbrauchsfälle in ihrer eigenen Kirche nicht nachdrücklich genug verfolgt hat. Da steht Aussage (allerdings eine eidesstattliche Erklärung) gegen Aussage. Es wäre auch in der evangelischen Kirche nicht das erste und einzige Mal, dass zugunsten der weißen Weste der Organisation ein Skandal unter den Tepich gekehrt wird. Und glaubwürdig möchten wir alle sein, wenn wir sprechen. Aber warum ist der reine Zweifel an der Glaubwürdigkeit einer Bischöfin schon so ein Makel, dass sie sich zum Rücktritt entschließt? Und warum sagt sie nicht: Kann sein, dass ich versagt habe – und damit kann ich in diesem Amt nicht weiter arbeiten?
Die Antwort: Es geht um den Hochmut einer Kirche, die selbst Makellosigkeit und Reinheit nicht nur anstrebt, sondern von sich selbst behauptet. Diese Institution predigt zwar anderen: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“. Das aber ist ein Lippenbekenntnis. Sich selbst sehen diese pharisäischen Führungspersönlichkeiten anders. Ich bin (und sei es Dank der Gnade etc. pp.) mehr oder weniger ohne Sünde, oder wenigstens: auf dem Pfad der Rechtfertigung durch den Glauben beschäftige mich ständig mit meiner Schuld, sagen sie sich. Und weil das so ist, erlauben sie sich selbst, „Steine zu werfen“. Zu mahnen, zu predigen – und dabei mit Selbstzweifeln allenfalls zu kokettieren. Solche Pharisäer können mit dem Makel des Versagensverdachtes nicht weiter arbeiten. Deshalb hat Maria Jepsens Rücktritt etwas außerordentlich Hochmütiges an sich.
Noch im Abtreten wirft sie den nächsten Stein. Sie flicht in ein Psalmzitat eine Anklage ein. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“ – an diesem Psalmvers, meinem Konfirmationsspruch, orientiere ich mich, trotz der Äußerungen in den Medien, die mir Schlimmes unterstellen.“ Soso, die Medien sind es wieder einmal. Köhler, Mixa, Käßmann, Jepsen – immer sind die Medien verantwortlich, und nicht das mögliche Fehlverhalten, über das sie berichten. Es ist verwunderlich: Zur Mimose wird hier eine Frau, die tough genug war, sich als erste lutherische Bischöfin der Welt durchzusetzen – und das in Hamburg, wo es bis 1979 gedauert hat, dass die weiblichen Pastorinnen wirklich gleichberechtigt arbeiten durften (s. Kirchenhasser-Brevier, Seite 248).
Da möchte man meinen, die Vorwürfe sind berechtigt,und die tönerne Rücktrittsbegründung bloß vorgeschoben.
Profane Gründe, in einer Kirche zu sein. 1.: Der Umzug
Immer noch sind knapp zwei Drittel der Deutschen Mitglieder der katholischen oder evangelischen Kirchen. Die vielen Mitglieder werten die Kirchen gerne als Zustimmung zu fast allem, wofür sie stehen. Doch es gibt viele Gründe, in die Kirche einzutreten oder in ihr zu bleiben. Gründe, die nichts mit der raison d’etre, den eigentlich zu vermutenden Motiven zu tun haben. In loser Folge werde ich hier solche Motive vorstellen. Heute: Der Umzug in eine andere Stadt. Der Fall ist authentisch, der Name der Betroffenen ist aber zu ihrem eigenen Schutz verändert.
Die Hebamme Klara J. war nach ihrer Ausbildung an einem städtischen Krankenhaus in der norddeutschen Provinz gelandet – und wollte doch liebend gerne wieder zurück in die süddeutsche Stadt, in der sie sich so wohl gefühlt hatte. Aber wie nur? Sie schrieb Initiativbewerbungen an alle Krankenhäuser der Stadt mit einer Geburtsabteilung. Zu dumm nur: Mehr als die Hälfte dieser Kliniken ist in der Hand kirchlicher Träger – und Klara war schon mit 18 aus der evangelischen Kirche ausgetreten: „Ich wollte keinen Verein unterstützen, hinter dessen Zielen ich nicht stehe.“ Die eigene Existenz aber geht vor unbedingter Wahrhaftigkeit. Klara beschloss, parallell zu ihrem Bewerbungsverfahren wieder in die Kirche einzutreten. Das war gar nicht so einfach wie der Austritt. Eine Unterschrift reichte nicht. Der örtliche Pfarrer bestellte sie zu einem ausführlichen Gespräch zu sich – offiziell, um das neue Gemeindemitglied zu begrüßen. Aber Klara hatte den Eindruck, er wollte doch auch herausfinden, ob es sie vielleicht wegen eines Arbeitsplatzes in den Schoß der Kirche zurück zog. Klara J. mogelte ein bisschen und sagte, ihre Auffassung zur Kirchenmitgliedschaft habe sich seit dem Austritt geändert. Dann musste noch der Kirchenvorstand über ihr Eintrittsbegehren beschließen, und in einem Gottesdienst musste sie das Glaubensbekenntnis deklamieren, um endlich wieder vollwertiges Kirchenmitglied zu sein.
Noch vor dem Aufnahmegottesdienst wurde Klara J. zu einem Einstellungsgespräch bei einem evangelischen Krankenhaus in ihrer Wunschstadt gebeten. Das Gespräch verlief schlecht. Die Pflegeleiterin fragte Klara, ob sie Kirchenmitglied sei. „Nein, aber ich trete jetzt wieder ein“, antwortete die Bewerberin wahrheitsgemäß. Das kam gar nicht gut an bei ihrem Gegenüber. Kurz darauf kam die Absage.
Besser war das Bewerbungsgespräch bei einem katholischen Krankenhaus. Am Ende kam auch hier die K-Frage. Klara beantwortet sie mit „Ja“ – zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz ehrlich. Sie bekam den Job. Endlich konnte sie wieder in der Stadt ihrer Wahl arbeiten. Kurz darauf wurde Lohnsteuerkarte korrigiert, auf „Kirchenmitgliedschaft – evg.“.
Von einer besonders christlichen Art, Müttern beim Kindergebären zu helfen, hat die Hebamme in den Jahren darauf nichts bemerkt. Aber eines geht ihr doch sehr aufs Gemüt: Dass sie und ihre neue Partnerin, die als Krankenschwester in der selben Klinik arbeitet, ihre Paarbeziehung vor dem Arbeitgeber verbergen müssen. Genauer: Es geht um Bigotterie; es darf nicht an die große Glocke gehangen werden. „Alle kennen das Gerücht, aber es wird nie darüber gesprochen, dass wir zusammen sind“, sagt Klara J. Eine eingetragene Partnerschaft als lesbisches Paar einzugehen, dieser Weg ist ihnen versperrt. Wenn die beiden von diesem Recht gebrauchen machen würden, gefährdeten sie ihre Arbeitsplätze. Ihr Fazit: „Hier im Krankenhaus darf man nicht man selbst sein.“
Zu dumm für die Klinik. Eine Identifikation der Arbeitnehmerin mit dem Arbeitgeber sieht anders aus.
Trauerrituale mit und ohne Kirchen
Die Gesellschaft braucht die Hilfe der Kirchenriten nicht mehr, um tragische Erlebnisse zu verarbeiten. Während in der Woche nach dem Unglück fast ständig hunderte von Trauernden die Unglücksstelle besuchten und um sie herum eine Wandzeitung und viele Trauersymbole hinterließen, hatten die offiziellen Kirchenvertreter auf der schlecht besuchten offiziellen Trauerfeier am Samstag danach nur ihre routiniert dargebotenen Glaubenssätze zu bieten.
Viel weniger Besucher als erwartet
Die Kameraregie des WDR schaffte es bei der ARD-Übertragung des Gottesdienstes aus der Duisburger Salvatorkirche nicht immer, die leeren Reihen aus dem Bild auszusparen, die in der 500 Menschen fassenden Kirche geblieben waren. Wer von den unterschiedlichen eingeladenen Gruppen – Angehörige, VIPs, Rettungskräfte – diese reservierten Plätze nicht in Beschlag genommen hatte, blieb offen. Im Duisburger MSV-Stadion versammelten sich zur Live-Übertragung der offiziellen Trauerfeier nur 2.600 Menschen. Wie viele es in den anderen Kirchen waren, blieb offen. Im Vorfeld waren noch „zehntausende“ Besucher erwartet worden, von der Polizei Duisburg gar bis zu 100.000 – wahrscheinlich aufgrund der Erfahrungen der ganzen Woche an der Unglücksstelle am Tunnel der Karl-Lehr-Straße.
Riten und Anteilnahme – selbst organisiert und wirkungsvoll
Ganz im Gegensatz dazu die von der Basis organisierte Trauer an der Unglücksstelle. Im Laufe der Woche wuchs dort eine von vielen einzelnen Besuchern gebaute Gedenkstätte. Ein Meer von Kerzen und Blumen umrahmt selbst gemalte Bilder, Fotos von Opfern, Gedichte, Texte, Pamphlete, Plüschtiere, Schals und Fahnen und Plakaten. An den Wänden des Tunnels entsteht eine von der Bevölkerung selbst geschriebene Wandzeitung, die der Wut, der Trauer, der Empörung und den Anklagen auf unterschiedliche Weise Ausdruck gibt. Ernst studieren Besucher alles, was dort steht, hängt und liegt. Gespräche miteinander über das was war. Ein traumatisierter Loveparade-Besucher, mit dem ich gesprochen habe, freute sich darüber, dass es diesen Ort gibt – und dass er dort Menschen fand, die ihn umarmten, wenn er wieder einmal zusammenzubrechen drohte.
Trauern ohne Redenschwingen
800 Menschen nahmen am Mittwochabend nach dem Unglück an einem Trauermarsch vom Unglückstunnel zum MSV-Stadion teil, wo das Testspiel zwischen Bochum und Duisburg stattfand. Auch diesen Ausdruck der Trauer hatte nicht von irgendein Komitee oder Vereinsvorstand organisiert, sondern er war von unten gewachsen: Fans von MSV-Duisburg hatten sich ab Montag in wachsender Zahl über Internetforen zu der Trauerkundgebung verabredet, bis die Medien über den Plan berichteten, erzählt Duisburg-Fan Bruno Gottschlich, einer der Initiatoren. Dass hierbei keine Reden gehalten wurden, vermissten die Teilnehmer des Trauerzuges nicht. Auch der MSV, der an diesem Abend ein „stilles Spiel“ ohne Aufheizphase mit Musik, Spielen und Interviews veranstaltete, nahm die Hilfe der Experten von der Kirche nicht in Anspruch. Sportdirektor Hübner: „Das machen wir selbst.“
Ein bescheidener Notfallseelsorger…
Im Tunnel lief am selben Abend ein „Notfall-seelsorger“ in seiner Leuchtweste auf und ab – er schien nicht besonders stark in Anspruch genommen zu werden. Notfallseelsorger gehören in solchen Fällen zu den meistinterviewten und bestakzeptierten Berufen; auch WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn bezeichnete ihre Arbeit im „ARD-Brennpunkt“ als „lebensnotwendig. Dieser Pfarrer allerdings war nicht pressegeil. Mein Hörfunkmikro schob er zur Seite, bat mich, doch die anderen Menschen an der Unglücksstelle zu befragen. Danke für diese Bescheidenheit.
.. und ein Schneider mit einnehmendem Wesen
Bei der Trauerfeier in der Salvatorkirche hingegen sprachen zuverlässige Kirchenkader die Gebete und lasen die Bibeltexte. Und dort ließ der oberste Repräsentant der Protestanten, Präses Nikolaus Schneider, Bescheidenheit vermissen. Auch wenn‘s langweilig ist, weil Pfarrer schon oft über die „theodizäische Frage“ („Warum lässt Gott das zu?“) gesprochen und gepredigt haben – es lohnt sich manchmal, der theologischen Banalität näher zuzuhören. Vermessen sprach Schneider ständig vom „Wir“ und gemeindete die ganze Welt in seinem protestantischen Eifer ein. „UNSER Gottvertrauen … wollen WIR nicht einfach preisgeben“, postuliert er, und spricht dann das aus, was er persönlich für tröstend hält: „Der Tod ist nicht das letzte Wort. UNSER Tod auf der Erde ist gleichzeitig das offene Tor zu Gottes Reich. Deswegen können WIR auch sagen: UNSERE Toten sind nicht tot. Der Totentanz wandelt sich zu einem Fest unzerstörbaren Lebens.“ Wer‘s glaubt, dem mag der Verweis auf das Jenseits durch einen Vertreter der angeblich so diesseitigen Protestanten vielleicht helfen …
Differenzierender Co-Zelebrant
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck konnte immerhin etwas besser differenzieren als sein evangelischer Co-Zelebrant. Es ist offenbar schon bei Overbeck angekommen, dass nicht alle dasselbe glauben, was er glaubt. „MIR als Christ hilft es“, den Psalm 139 zu zitieren, meint er. „Das möchte ich Ihnen allen sagen.“ Aber so ganz kann auch er sich die Vereinnahmung jeglicher menschlicher Anteilnahme für religiöse Zwecke nicht verkneifen. Die für die 21 Toten angezündeten Kerzen sind für ihn zwar ein „Zeichen menschlicher Liebe“, aber einer „die auf Gott verweist.“
Eine Ministerpräsidentin wird persönlich
Hannelore Kraft hingegen, die neue NRW-Ministerpräsidentin, die nach dem Abschlusssegen der Kirchenoberen (also außerhalb des Gottesdienstes) auch sprechen darf, hat das ganze Verweisen auf das Jenseits und auf ein höheres Wesen nicht nötig. Sie spricht selten WIR oder UNS und ist ganz bei den Trauernden. Sie sagt: „Ich fühle selbst, wie schwer es ist, sich nach einer solchen Tragödie wieder dem Leben zuzuwenden.“ Und mehr als die verblendeten Funktionschristen bringt sie mit ihrer kaum verhüllten Kritik an Geltungssucht und Profitgier die Sache mit dem Zitat eines Vaters auf den Punkt: „Der grausame Tod seiner Tochter kann im Nachhinein noch einen Sinn bekommen, wenn der Tod uns mahnt, unser Wertesystem zu überdenken. Der Mensch, sein Wohlergehen und seine Sicherheit müssen wieder Leitlinie unseres Handelns sein, vor allen anderen Motiven.“
Da ist Nikolaus Schneider nicht drauf gekommen, vor lauter Jenseits-Rhethorik. Vielleicht sollte er so was mal in seinen Redebausteinkasten übernehmen, um seine Theologenroutine doch ein wenig attraktiver zu machen. Das allerdings fällt allen schwer, die es verlernt haben, für sich selbst zu sprechen statt für eine Institution.
Nichtreligiöse Rituale entwickeln
„Wie stellen Sie sich eine Welt ohne Religionen vor?“ Das war eine der Fragen, die Leser dem Autor des Kirchenhasser-Breviers für ein online-Interview der Hugendubel-Buchhandlung stellten. Die Antwort von Ulli Schauen: Ohnehin hätten die Menschen ihre Ethtik gemeinsam und unabhängig von Religion entwickelt. „Allerdings muss eine säkulare Gesellschaft beginnen, die Lücken zu besetzen, die von Kirchen hinterlassen werden. Nichtreligiöse Rituale sollten entwickelt, Räume für (anfangs) zweckfreies gemeinsames Handeln geschaffen werden.“
Weitere Fragen der Leser: Wie es sich denn mit den anderen Weltreligionen verhalte, wie sein Leben als Pfarrerssohn so gewesen sei, und, warum Evangelen und Katholen sich nicht vereinigen könnten.
Der Fall Mixa und das System Kirche
Nicht Bischof Walter Mixa ist das Problem. Das Problem ist, dass ein feudalistisches System wie die katholische Kirche solche Menschen wie ihn in eine Position bringt, wo sie frei schalten und Unheil anrichten können. Eine Position, aus der ihn niemand anderes entlassen kann als ein einzelner Mann – der Papst.
Dass ein Vorgesetzter seine Untergebenen sexuell bedrängt, wie es Mixa mit mindestens einem Priester getan haben soll – das kommt in vielen Unternehmen vor. Dass eine Führungskraft die Kasse seines sozialen Projektes für Luxusanschaffungen zweckenfremdet – keine Spezialität der Kirchen. Dass leitende Angestellte Schutzbefohlene mit Worten und Taten misshandeln, wie es Mixa vorgeworfen wird – auch das kommt nicht nur bei den Kirchen vor.
Doch was all den Amtsmissbrauch erleichtert und oft auch verschlimmert, ist die Kirchenhierarchie. Ein Bischof steht in der vierten Hierarchieebene dieser Institution – wovon die beiden ersten – Gott und Petrus dauerabwesend und schweigsam sind. Niemand als der Papst ernennt ihn, nach Konsultationen mit dem Kirchenapparat. Wenn der Bischof erst einmal auf seinem Stuhl sitzt, dann hat er – allen Diözesanräten zum Trotz – absolute Macht in seinem Bistum. Er ist oberster Gerichtsherr und oberster Arbeitgeber, er erlässt Gesetze und Verordnungen und hat Verfügungsgewalt über die Kasse des bischöflichen Stuhls. Die staatlichen Gesetze garantieren ihm in seiner Verwaltung absolute Bewegungsfreiheit, der Bischof kann heuern und feuern wie er mag. Mitwirkungsrechte und Transparenz lässt der Bischof zu, wie er mag – und entzieht sie gegebenenfalls auch wieder.
In seinem Reich versprechen höfische Günstlingswirtschaft, Geraune und Mobbing, Liebedienerei und Falschheit mehr Karrierereerfolg als eine ernsthafte Arbeit „am Weinberg des Herrn.“ Wenn der Bischof ein „guter“, ein „weiser“ Fürst ist, dann fällt seine allumfassende Macht nicht so sehr auf – Laien und Klerus schätzen und verehren ihn. Womöglich lässt sich mit ihm trefflich reden und offen diskutieren. Doch auch ein weiser Fürst bleibt absolutistischer Herrscher. Alles was unter ihm gedeiht, kann sein Nachfolger schon wieder zunichte machen.
Und was können die Leidenden der katholischen Kirche gegen einen Mann vom Schlage Mixas machen? Es bleibt ihnen nichts anderes als Geraune und Anpassung, Larvieren und Nichauffallen. Einen Erfolg versprechenden Kanal für ihre Unzufriedenheit haben die „Schafe“ nicht, die unter einem solchen „Hirten“ leiden. Sie laufen Gefahr, dass ihnen das Fell geschoren und dass sie geschlachtet werden, wenn es dem Hirten gefällt.
Ganz selten ist es, dass sie – wie nun b ei Mixa – ihre Chance bekommen. Dann aber nützen auch den Untergebenen des Bischofs die Mittel, die sonst ihm zu Diensten stehen: Mobbing und Intrige. Das ist das Tragische am Fall Mixa. Vor über zehn Jahren haben Vertraute aufgeschnappt, wie er angeblich einen Priester im Urlaub homophil bedrängte. Jetzt erst hat diese lange gehütete Information Folgen. Seit langem gilt ein Alkoholproblem Mixas als offenes Geheimnis. Seine Selbstherrlichkeit und Selbstüberschätzung haben alle erleben können, die von ihm gelesen haben oder ihn im Fernsehen sahen. Doch so lange der Schein nach außen gewahrt bleiben konnte, blieb Mixa wo er war – ganz oben. Es in der Kirchenhierarchie keine eingebauten Mechanismen der Korrektur.
Bischöfe gelten via Papst als von Gott eingesetzt – wer darf an so einem Gottesvertreter herum kritteln? Deshalb ist es in letzter Instanz die Bezugnahme auf einen absoluten Gott, der diesem Apparat im Wege steht. Es ist ein dem System Kirche innewohnender, nicht zu beseitigender Fehler.
Ulli Schauen
(Die Installation auf dem Foto wurde im Mai 2010 in Schrobenhausen ausgestellt, dem früheren Wirkungsort des Stadtpfarrers Walter Mixa – zur Website des Künstlers Wolfgang Z. Keller)
Für die Kirchen ist das Rennen schon gewonnen
Ob nun Christian Wulff oder Joachim Gauck Bundespräsident wird – für die Kirchen ist das Rennen schon zu ihren Gunsten gelaufen, denn beide Kandidaten stehen auf ihrer Seite. Von Ex-Pfarrer Gauck ist dies schon allein aufgrund seiner Biografie zu erwarten, und Wulff als aktiver Unterstützer des evangeliken Missionsvereins „ProChrist“ erscheint als ein noch stärkerer Verfechter des Christentums. Bei der Nominierung der Beiden tritt zutage, wie stark konfessionelles Denken immer noch in der Politik verankert ist. Gleich nach der Nominierung von Christian Wulff als Kandidat freute sich NRW-Integrationsminister Armin Laschet öffentlich darüber, dass „endlich“ wieder ein Katholik ins höchste Staatsamt gewählt werden sollte. Bisher war Heinrich Lübke der einzige katholische Bundespräsident. Zu Wulff, der eine Tochter auf ein katholisches Gymnasium geschickt hat, halten sich die deutschen Bischöfe allerdings anscheinend bedeckt. Grund könnte sein, dass er nach seiner Scheidung wieder geheiratet hat – mangels Annulierung der ersten ehe aber nur auf dem Standesamt. Damit hat er gegen die katholischen Kirchengesetze verstoßen. Der Vorsitzende des „Arbeitskreis Engagierter Katholiken“ in der CDU, Martin Lohmann, begrüßte die Nominierung Wulffs, unter anderem mit der Begründung, Wulff sei als Katholik ein gutes Gegengewicht zur Protestantin Angela Merkel. Umgehend geriet Lohmann aber in der katholischen Szene unter Beschuss. In einer nachgeschobenen Erklärung betonte er laut kath.net, sein Verein gehe weiterhin von der „Unauflöslichkeit der Ehe“ aus und erwarte, dass sich Wulff am „christlichen Menschenbild“ orientiere. In einem Bericht über Wulffs zweite Hochzeit 2008 hatte die „Bunte“ einen Gast mit den Worten zitiert, ein Jahr später werde kichlich geheiratet, „sie haben noch etwas zu regeln.“ Wenn dies stimmt, hatte Wulff entweder eine evangelische Eheschließung oder ein katholisches Eheannulierungsverfahren – dessen oft absurden und bigotten Ablauf habe ich im Kirchenhasser-Brevier beschrieben.
Bei den Vertretern der Konfessionslosen und Humanisten herrsche aus vielen anderen Gründen schon „Entsetzen“ über den „Wulff im Schafspelz“, berichtet Arik Platzek auf wissenrockt.de.
Dass Wulff in Niedersachsen eine bekennende Muslima zur Ministerin gemacht hat, für einen Staatsvertrag mit dem Islam eintritt und flächdeckend islamischen Religionsunterricht fordert, ist nur auf den erste Blick ein Widerspruch zu seiner Christenverwurzelung. Denn dass die Kirchenvertreter und ihre Politiker vehement gleiche Rechte für den Islam fordern ist logisch. Wie könnten sie sonst auf ihren eigenen Sonderrechten beharren?
Mal abgesehen davon, dass Ex-Pfarrer Gauck in Sachen Religion abgeklärter erscheint als jemand wie Wulff, der das schwärmerische „Evangelisieren“ und den christlichen Absolutheitsanspruch nach Art von ProChrist gutheißt – der neue Bundespräsident wird allemal dafür eintreten, dass Kirche und Staat in Deutschland weiterhin auf eine absurde Weise verschränkt bleiben wie bisher.
Kirchenmäuse und Kirchenfunktionäre im höchsten Staatsamt
Sollte Ursula von der Leyen tatsächlich zur Kandidatin für das Bundespräsidentenamt nominiert werden, so wäre wieder einmal eine große Fürsprecherin der Kirchen auf dem Weg ins höchste Staatsamt. Die Protestantin von der Leyen ging als Familienministerin so weit, dass sie 2008 die Schirmherrschaft über das missionarische „Christival“ der evangelikalen Protestanten übernahm. Und 2006 lud sie zu einem »Bündnis für Erziehung« zunächst ausschließlich die beiden christlichen Kirchen ein.
Begründung war die Macht des Faktischen: 72 Prozent der nichtstaatlichen Kindergärten seien nun mal in konfessioneller Hand, sagt Frau von der Leyen. Außerdem: „Unsere gesamte Kultur gründet sich auf die christliche Kultur.“ (Kirchenhasserbrevier, S. 262).
Die Verflechtung der protestantischen Kirche mit dem höchsten Staatsamt hat eine lange Tradition. Gustav Heinemann und Johannes Rau, Roman Herzog und Friedrich von Weizsäcker waren alle in hohen ehrenamtlichen Funktionen bei den Evangelischen. Entweder sie saßen in der Synode der EKD (Herzog und von Weizsäcker, letzterer sogar im Rat der EKD) oder sie waren Vorsitzende von Evangelischen Kirchentagen (Weizsäcker – Heinemann, neben weiteren Funktionen).
Johannes Rau war, wenn wikipedia nicht irrt, sogar während seiner Amtszeit als NRW-Ministerpräsident in der Synode, dem entscheidenden Gremium der Rheinischen Landeskirche (von 1965 bis 1999) und zeitweise Stellvertreter in der rheinischen Kirchenleitun. Roman Herzog hat außerdem fünf Jahre lang (1978-1983) den Evangelischen Arbeitskreis der CDU geleitet und von 1981 bis 1994 die Wochenzeitung „Christ und Welt / Rheinischer Merkur“ mit herausgegeben.
Horst Köhler hingegen scheint seine Neigung zur Kirche erst während seiner Präsidentschaft ausgelebt zu haben, zum Beispiel mit den üblichen Besuchen auf dem evangelischen Kirchentag und Kanzelansprachen/Predigten.
Auffällig ist, dass bisher nur ein Bundespräsident katholisch war – Heinrich Lübke. Die Protestanten haben in Deutschland traditionell eine größere Staats- und Politiknähe. Von den beiden FDP-Präsidenten Theodor Heuss und Walter Scheel sind auf wikipedia keinerlei religiöse Aktivitäten vermerkt.
Horst Köhler und der universell-gesamtevangelische Rücktritt
Horst Köhler hat auf dem Rückflug von Afghanistan eine rote Ampel übersehen und sich unmissverständlich für Militäreinsätze zur Sicherung von Handelswegen und Wirtschaftsinteressen ausgesprochen. Wofür wir ihm 1,54 Promille in Grundgesetzkenntnis einräumen wollen. Als wir ihn aber richtig verstanden und deshalb kritisierten, war er beleidigt, verwechselte sich selbst mit dem Amt und sah seine eigene psychische Beschädigung als Schaden seines Amtes. Anders als Frau Käßmann allerdings gab er bei seinem Rücktritt kein Schuldbewusstsein zu erkennen.
Die Kirchen bedauern den Rücktritt des beleidigten Politikers. Kein Wunder. Er ist einer von ihnen. Er riecht wie ihre Oberen, er spricht wie sie, er bewegt sich wie sie. In seinem Amt verliebte sich der Ex-Sherpa (Lastenträger/Organisator für Minister) so ins Predigen wie sie. Nicht einmal „Bruder Johannes“ Rau, der Bundespräsident aus dem evangelischen Wuppertal, hatte sich in seiner Amtszeit derart intensiv auf die Seite der Kirchen geschlagen. Seine Reden garnierte Köhler mit Sätzen wie „Dafür bete ich“ und „Gott schütze dieses Land“. Das darf er, wir haben Religionsfreiheit. Aber Köhler hat die Kirchen zuletzt öffentlich zu intensiver Missionsarbeit aufgefordert und damit seine Position als Präsident aller Deutschen – auch der Andersgläubigen und Ungläubigen – verlassen. Manche haben sich schon lange gefragt, ob sie die Anmutung des nun zurückgetretenen Bundespräsidenten Horst Köhler als stockevangelisch oder als stinkevangelisch bezeichnen sollten.
Das Publikum steht auf schuldbewusste Protestanten im höchsten Staatsamt. Aber sie sollten rhetorisch doch mehr drauf haben als Köhler, der statt einer richtigen Begründung in seiner Rücktrittserklärung einige Sätze zusammenhanglos nebeneinader stellte. Vor allem beim evangelischen Lavieren zwischen Schuld, Sühne und Vergebung, hochmütiger Besserwisserei und demütiger Glaubwürdigkeit erwartet das Volk mehr Routine. So hat folgerichtig der Popstar unter den Protestantinnen, Margot Käßmann, Stunden nach Köhlers Abgang, beim online-Voting des Berliner Tagesspiegel die meisten Stimmen als mögliche Nachfolgerin gesammelt. Mit 36 Prozent führte sie unter zehn KandidatInnen am Morgen danach vor Joschka Fischer (17 Prozent).
Da Frau Käßmann gute Erfahrung im Zurücktreten hat, wäre sie sicher geeignet. Und für ihren Rücktritt als Bundespräsidentin schlagen wir folgende universal-gesamtevangelische Rücktrittserklärung vor, die mit einem Schuss Beleidigtheit garniert ist:
„Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt vom Amt mit sofortiger Wirkung. Hiermit erkläre ich, dass ich mit sofortiger Wirkung von allen meinen Ämtern zurücktrete.
Mein Herz sagt mir ganz klar: Ich kann nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben. Ich danke den vielen Menschen in Deutschland, die mir Vertrauen entgegengebracht und meine Arbeit unterstützt haben. Ich bitte sie um Verständnis für meine Entscheidung.
So manches, was ich lese, ist mit der Würde dieses Amtes nicht vereinbar.
Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.
Es war mir eine Ehre, Deutschland zu dienen. Ich habe all meine Kraft in diese Aufgabe gegeben. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Ich danke allen Menschen, die mich so wunderbar getragen und gestützt haben, für alle Grüße und Blumen. Es tut mir Leid, dass ich viele enttäusche.“
(Die Textbausteine dieser Erklärung wurden montiert aus den Erklärungen von Horst-Köhler am 30. Mai 2010 als Bundespräsident und der von Margot Käßmann als evangelische Bischöfin und Vorsitzende des Rates der EKD am 24. Februar 2010.)
Ulli Schauen
Rezensionen des Kirchenhasser-Breviers
Etliche Rezensionen des Buches sind online zu finden. Ob positiv oder negativ – sie werden hier vermerkt. Für Hinweise auf weitere Rezensionen ist der Autor dankbar. Stand: 12. Januar 2011.
Sebastian Pauls schreibt in seinem Blog unter Bücherregal 1/2011:
„Vorsicht – falls Ihr loyales Mitglied einer der großen christlichen Kirchen in Deutschland seid und es auch bleiben wollt, lest nicht dieses Buch! Außer natürlich, Ihr habt kein Problem damit, zu lesen, dass die Trennung von Kirche und Staat in der Bundesrepublik weitgehend Illusion ist und die einzelnen Kirchen im Prinzip bei allem, was sie tun, nur auf eines Bedacht sind: Einfluss, Macht und Bedeutung zu behalten und vergrößern.“
Die Informationen des Fachbereichs Gesundheit und Sozialwesen No. 36 (November 2010) von ver.di bringen Leserbriefe auf die Rezension von Ausgabe 35 (s. unten): Dort schreibt Franz Schrödl: „Natürlich gibt es auch von der Kirche immer wieder mal Verfehlungen und Missstände,… Aber … Auch ver.di wird von vielen gutgläubigen Christen und Kolpingmitglierdern unterstützt.“ Johannes Ciesielski schreibt: „Menschen können die Kirche kritisieren, ja hassen… Über die Tunnelblick-Beschreibung dazu war ich erschrocken… Ich erlebe z.G. auf meiner Arbeitsstelle das freundliche, heilende Wesen einer Kirche.“ Karl-Heinz Does schreibt: „Sie werben für ein Buch, in dem im Titel offen für Hass auf die Kirchen geworben wird. Wohlbemerkt: Hass – nicht Kritik oder Ablehnung. Wie verwerflich ein solcher Titel ist, wird vielleicht deutlicher, wenn man anstelle von Kirchen z.B. Synagogen als Organisationen oder Moscheen als Organisationen von Muslimen nimmt.“
Peter Modregger sagt am 27. Oktober 2010 in „Ketzer 2.0 Podcast“ Folge 13 (http://www.ketzerpodcast.wordpress.com): „Der Titel ist das einzige Polemische … das Buch ist gar nicht polemisch geschrieben … sehr fIott geschrieben… sehr, sehr aktuell… Ich empfehle jedem Neuling und auch alten Hasen – wie ich – in Sachen Atheismus das Kirchenhasser-Brevier und hab’s auch mit großem Genuss gelesen und werde des öfteren darauf zurück kommen in meinem Blog..“ (Im Gesamtpodcast dieses Tages findet sich Modreggers Rezension bei ca. 59 Minuten)
„Big John“ schrieb am 28. September 2010 auf amazon.de: „Ich finde den Begriff „Kirchenhasser“ für Buch und Autor zu reisserisch. Eher ein Buchhalter, der vieles nachweist und belegt, und auch damit durchaus schockiert. Eigentlich wusste man das alles schon irgendwie und ansatzweise, aber hier ist es nochmal schwarz auf weis. Kein Buch für „Kirchenhasser“, sondern auch oder gerade für kritische Christen in Deutschland.“
Am 19. September 2010 sendete Bayern 2-Radio eine Rezension von Monika Hendlmeier vom Bund für Geistesfreiheit: „Schauen liefert viele Zahlen und Fakten, die aber nicht trocken wirken. Er untermauert und veranschaulicht sie anhand von aktuellen Beispielen. Auch für Kenner der Materie ergeben sich neue Informationen. … Wohltuend liest sich Schauens Sprachstil. Er versucht nicht, sich hinter möglichst vielen Fremdwörtern oder Fachbegriffen zu verstecken. Seine Ausdrucksweise ist klar und allgemeinverständlich und macht das Lesen sehr angenehm.“
In seinem Blog Glaube ist heilbar resümiert ‚Verquer‚ am, 15. September: „Insgesamt ist dem Autor eine empfehlenswerte Einführung in das Thema Kirchenkritik gelungen, die sowohl durch ihre Aktualität als auch durch ihren mehr als lesbaren Stil besticht… Selbst der informierte Atheist (ich) wird auf die eine oder andere neue Information stoßen.“
„GL“ schreibt am 8. September 2010 in den Informationen des Fachbereichs Gesundheit und Sozialwesen von ver.di: „Zahlreiche Beispiele belegen Schauens Thesen anschaulich, zeigen die Wahrheit hinter Kirchenfassaden. Alles in allem ist das Buch fundierte Anklage und fundamentale Kritik an den christlichen Kirchen, die selbst eingefleischte Christen zum Nachdenken bringen müssen.“
Feuerbringer.com erwähnt das Buch in einer anderen Rezension mit dem Satz:
„Dabei hat Ulli Schauen mit seinem Kirchenhasserbrevier gezeigt, dass man auch ein Buch im journalistischen Stil schreiben kann, und trotzdem wissenschaftlich fundiert und argumentativ unterlegt.“
Auf amazon.de schreibt „Kontrolletti“ am 24. August 2010:
„… geht es doch wohl in Wirklichkeit einerseits darum, sich an die Welle der Lehrer-/Auto-/Kinderhasserbücher anzuhängen und andererseits einfach Rabatz zu machen. Das Buch löst dieses Versprechen dann gar nicht ein. Mit einer Fülle von Quellenangaben ist es sorgfältig recherchiert und belegt. Allein, Neues kann ich kaum finden.“
Auf lovelybooks antwortet capkirki am 2. August 2010 auf die Frage nach einem guten sozialkritischen Buch, das den Glauben kritisiert:
„Sachbuch oder Roman? Bei Sachbuch den Klassiker „Der Gotteswahn“ oder aber „Das Kirchenhasser-Brevier: Ein verlorener Sohn rechnet ab“
Daniela Wakonigg schreibt in MIZ – Materialien und Informationen zur Zeit, Mitte Juli 2010: „Das Kirchenhasser-Brevier ist daher nicht nur ein hervorragendes Buch für alle kirchenkritischen Menschen, die auf 300 Seiten noch einmal geballt nachlesen wollen, warum sie eigentlich gegen die Kirche sind. Es ist vor allem das ideale Geschenk für Freunde und Verwandte, die noch immer der irrigen Meinung sind, dass Kirche doch eigentlich etwas Gutes sei.“
„ul“ schreibt am 16. Juni 2010 in den „ver.di NEWS“:
„Hass trübt den analytischen Blick und das Urteilsvermögen, insofern ist der Titel dieses Buches „Das Kirchenhasser-Brevier“ irreführend. Der Kölner Journalist Ulli Schauen recherchierte kühlen Herzens und argumentiert aus sozial- und gewerkschaftspolitischer Sicht. Dass er durch seine Herkunft aus evangelikaler Pfarrersfamilie geprägt ist, macht das faktenreiche Buch nur glaubwürdiger. Schauen liefert krasse Beispiele aus dieser arbeitsrechtlichen Parallelgesellschaft. Vor allem klärt er über das weltweit einmalige Zwangssystem der Kirchensteuern auf und entlarvt angebliche Finanzprobleme als Propaganda. Schauen beschreibt selbst kirchliche Zensur in den Medien, informiert über die kaum bekannten Konkordatsverträge, die beiden christlichen Kirchen schrankenlosen Einfluss auf Universitäten und Schulen garantieren, und erinnert an die Schuld, die sie im Nationalsozialismus auf sich geladen haben und nur unzureichend bekennen. Er weist nach, dass Anspruch und Wirklichkeit der Gottesmänner nicht nur beim Umgang mit den eigenen Belegschaften auseinander klaffen, sondern auch bei denjenigen, die der Barmherzigkeit bedürfen.“
16.6.10: Monika Hoock zieht in leser-welt.de folgendes Fazit:
Uli Schauen, der Kirchenhasser, hat ein Buch geschrieben, das an Subjektivität kaum zu überbieten ist, das aber gerade durch diese Einseitigkeit den Leser zwingt, sich mit der Materie näher zu befassen und damit auseinander zusetzen, nicht alles brav zu schlucken, was man ihm vorsetzt. Trotz aller Kritik erfüllt es seinen Zweck, nämlich aufzuklären und zum Nachdenken aufzufordern. Darüber hinaus schätze ich den Mut des Autors, so konkret und angreifbar zu einem Thema Stellung zu nehmen – eine Seltenheit in unserer Zeit.
14.6.: Ein Australier in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul mit einer ultrakurzen Videorezension des Kirchenhasser-Breviers 😉 (Quicktime-Handymovie, 3 MB) – klicken Sie auf das Bild mit dem Videoplayer!
In kreuz.net – katholische Nachrichten urteilt „Lutz Deister“ am 4. Juni 2010 zu Beginn seines längeren Artikels über den Autor des Kirchenhasser-Breviers: „In der Einleitung beschreibt er sein Vorgehen. Er gibt offen zu, daß es ihm nicht um die Wahrheit geht. Vielmehr bewirft er die Kirche „auf bewußt einseitige Weise“ mit Dreck. Am Ende seines Haßwerkes bekennt der skrupellose Schauen sogar: „Ja, ich habe gelogen.“ Seine Methoden sind die gleichen, die Reichspropagandaminister Josef Goebbels anwendete: Lügen, Unterstellungen, Verdächtigungen, Übertreibungen und „“Hetze.“
„trelok7“ auf amazon.de>: Ulli Schauens Buch kommt just in Zeiten der Aufdeckung jahrelang systematisch verschwiegenen sexuellen Missbrauchs und des Machtwahns in der katholischen Kirche das Verdienst zu, einmal ausführlich und auch aus persönlicher Erfahrung heraus das gesamte aktuelle deutsche Kirchengeschehen zu hinterfragen. Das Buch sollte jeder gelesen haben, der in der aktuellen Diskussion fundiert mitreden will.
Der „Blasphemieblog“ hat die Rezension des Humanistischen Pressedienstes (s.u.) vom 29. Mai angeteasert und verlinkt, in der Woche danach sind dort 15 Kommentare von Usern erschienen. Manche haben das Kirchenhasserbrevier auch bereits gelesen. „Oyly“ schrieb am 31. Mai: „Das Buch ist bereits seit 2 Wochen in meinem Besitz: Liest sich nicht schlecht und enthält neben wirklich guten Argumenten und Statements eine umfangreiche Sammlung nützlicher Links.“ und „Johannes B.“ am 4. Juni 2010: „Hab grad angefangen das Buch zu lesen und muss sagen, das es die 8,95€ so was von wert ist… tolles Buch…“
Am 29. Mai 2010 schreibt Armin Pfahl-Traughber im Humanistischen Pressedienst unter anderem:
„Schauen bzw. sein Verlag hat sich selbst keinen Gefallen damit getan, sein Buch „Das Kirchenhasser-Brevier. Ein verlorener Sohn rechnet ab“ zu betiteln. So wirkt es wie ein emotional hasserfüllter und persönlich motivierter Angriff auf die Kirchen. Inhaltlich präsentiert der Autor aber überzeugende Fakten, welche die problematische Bevorzugung der Kirchen durch den Staat und den unangemessenen Anspruch auf die Monopolvertretung von Moral thematisieren. Dies geschieht am konkreten Fall und in lockerer Schreibe, wobei aber mehr das gerade zum Themenkomplex Gewusste in ein Kapitel „geworfen“ wird. Mitunter fehlen wichtige Aspekte, die aber nicht gegen die kritische Richtung des Buches sprechen, sondern sie allenfalls noch verstärken würden. Gleichwohl wirkt der gesamte Text ohne einen richtigen Anfang und ein richtiges Ende doch sehr fragmentarisch. Eine Erklärung für das Aufkommen der angesprochenen Zustände findet man darin auch nicht. Gleichwohl wirft Schauen einen kritischen Blick auf die „normalen Skandale“ der Kirche.“
Rainer Buchheim auf dubiator.wordpress.com am 25. Mai 2010: „Letztlich handelt es sich bei diesem Buch auch um eine sehr nützliche Fakten- und Beispielsammlung für die gegenwärtigen Debatten um die vielgerühmten „christlichen Werte in unserer Gesellschaft.“
Maja Strasser auf frei-denken.ch am 24.Mai 2010: „Dieses Buch dürfte insbesondere für lauwarme “Taufscheinchristen”, welche diffus glauben, dass die Kirchen “so viel Gutes tun”, sehr erhellend sein. Es bezieht sich ganz auf die deutschen Verhältnisse; leider gibt es für die Schweiz (noch) kein entsprechendes Buch.“
„Sehr interessant und voller Einsichten! Hatte so manches Aha-Erlebnis.“ schreibt der Wietzendorfer Pastor Achim Blackstein in der Xing-Gruppe „Theologie und Kirche“ am 20. Mai 2010
Andreas Müller zieht nach einer ausführlichen Rezension am 13. Mai 2010 in „Wissen rockt“ – Magazin für junge Humanisten folgendes Fazit:
„Das Kirchenhasser-Brevier ist sehr gut geschrieben, sodass man es trotz der hohen Faktendichte auf rund 300 Seiten in kürzester Zeit durchlesen kann. Es ist für jeden geeignet, der sich über den Staats-Kirchen-Pakt in Deutschland und über die Machenschaften der Kirchen informieren möchte. Ulli Schauen belegt überzeugend und gut recherchiert, welche hohen Werte die Kirchen antreiben: Macht und Geld. Zum Buch gibt es eine empfehlenswerte Website, die sich aktuell mit kirchenkritischen Themen befasst.“
„Arturek“ schreibt am 12. Mai in der Community „Metal-Glory“ unter anderem:
„Fazit: „Das Kirchenhasser-Brevier“ erscheint durchaus zur richtigen Zeit, aber es müsste viel mehr in der Presse als auch Talkshows der deutschen Medien präsent sein. Es würde so einigen „Gläubigen“ und Nichtgläubigen die Augen öffnen. Ich kann euch das Buch, auch wenn eben das Cover schrecklich geraten ist, allein wegen dem Bezug auf die überaus miesen Geschäfte der Kirchen wärmstens empfehlen.“
Im Blog „Religion für Neugierige“ schreibt Sabine Graul am 7. Mai 2010 nach einem ausführlichen Zitat über den manchmal herzlosen Umgang mit dem geistlichen Personal folgendes:
„Gefunden habe ich diese Zeilen im jüngst erschienen (o.g.) Buch. Aus einer Pfarrersfamilie stammend, hat Schauen sich von der Kirche distanziert. Und: Er spricht mir aus dem Herzen. Ich werde Auszüge aus dem Buch hier immer mal wieder vorstellen. Texte unkommentiert stehen lassen, wo sie meinen eigenen Erfahrungen entsprechen und widersprechen, wo ich andere Erfahrungen gemacht habe oder die Kritik m.E. zu kurz greift.“
Auf Amazon.de schreibt „Dieter123“ am 5. Mai unter anderem:
„Ein erhellendes, präzises Buch, das auch altgediente Schäfchen zum Nachdenken bringen wird.“
G. Reinsdorf schreibt am 27. April 2010 auf denkladen.de:
„Alles in allem bietet Schauen eine solide Einführung, gewissermaßen ein Brevier der Kirchenkritik; er spricht grundlegende Probleme an und verweist auf aktuelle Entwicklungen. Die journalistische Schreibe macht das Werk zu einer gut lesbaren Einstiegslektüre, die aber auch gut informierten „Kirchenhassern“ den einen oder anderen neuen Aspekt eröffnet. Die Behauptungen sind zudem in hunderten von Anmerkungen belegt (nur ein weiterführendes Literatur- und Linkverzeichnis fehlt).“
In seinem Blog „Zoom – das Sauerland und mehr“ schreibt Hans J. Schiebener am 27. April 2010:
„Ich … versichere, dass das “Kirchenhasser Brevier” zwar einseitige, aber dabei gute und solide Informationen zur Kirchenkritik liefert… Ulli Schauen hat ein flottes, aber nicht oberflächliches Buch geschrieben.“